Vermittlungsablauf beim Hund


Die Adoption eines Hundes ist eine tiefgreifende Entscheidung. Sie erfordert mitunter eine gravierende Umstellung des eigenen Alltags, des Gefüges in der bestehenden Hundegruppe oder des Familienlebens. Sie ist eine Verpflichtung und ein Versprechen an ein Lebewesen - zeitlich unbegrenzt. Daher ist die Vermittlung eines Tieres eine sensible Angelegenheit und unser Anliegen ist es, besonders gründlich, feinfühlig und kritisch zu sein. Wir möchten dadurch die richtigen Hund-Mensch-Kombinationen zusammenbringen im Interesse der Tiere und der Menschen! Damit ihr wisst, was als Interessent:innen für einen Hund auf euch zukommt, haben wir auf dieser Seite die wichtigsten Informationen zum Vermittlungsablauf zusammengestellt.



bin ich bereit für einen hund?

Wir wünschen uns von unseren Interessent:innen, dass sie sich bereits vor der Bewerbung oder Anfrage an uns, gründliche Gedanken darüber machen, ob sie tatsächlich in der Lage und willens sind, einen Hund zu adoptieren. Die Verantwortung für ein denkendes und fühlendes Lebewesen ist groß. Wissen über Hunde entwickelt sich nicht von selbst. Ein Hundeleben kann gut und gerne fünfzehn Jahre oder mehr dauern. Das Leben mit Hund ist - daran haben wir keinen Zweifel - eine große Freude und Bereicherung. Aber es bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, über eine lange Zeit große Ressourcen dafür aufzubringen: Zeit, Geld, Nerven, Kraft, Konsequenz, Geduld, Energie. Auch wenn Ihr schon einen Hund habt, bedeutet ein Zweit- oder Dritthund eine große Veränderung. Wenn Ihr gerade überlegt, einen Hund zu adoptieren, solltet ihr euch folgende Fragen stellen:

  • Bin ich bereit für eine große Veränderung in meinem Leben? Kann ich akzeptieren, dass Dinge des Alltags sich (teilweise extrem) verändern werden? Bin ich mir bewusst, dass eine Adoption alle Bereiche meines Lebens beeinflussen wird (Job, Partnerschaft, Hobbies, Familienleben)?
  • Bin ich gesundheitlich dazu in der Lage, die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen? Kann ich genug Bewegung gewährleisten? Passt meine körperliche Fitness zu den Bedürfnissen des Hundes, über den ich nachdenke? Bin ich und alle anderen Haushaltsmitglieder allergiefrei?
  • Bin ich mental in der Lage, mich auf ein Lebewesen einzustellen, was ich lernen muss zu verstehen und welches mein Leben zu großen Teilen bestimmen wird? Bin ich aktuell psychisch in der Lage, mit Rückschlägen (z.B. im Training) und großer Anstrengung umzugehen?
  • Ist meine Wohnsituation geeignet für einen Hund? Habe ich die Erlaubnis meiner:s Vermieter:in? Sind alle anderen Haushaltsmitglieder mit der Adoption einverstanden und sind Zuständigkeiten geklärt?
  • Bin ich finanziell in der Lage, für einen Hund zu sorgen? Je nach Größe, Alter und Gesundheit können neben Fixkosten für Futter, Versicherung etc. auch teilweise hohe Tierarztkosten auf mich zukommen. Habe ich dafür einen Puffer?
  • Bin ich willens, mich über Hundeverhalten, -erziehung, -training etc. zu bilden? Kann ich mir die Konsultation einer Fachperson leisten? Wie lang ist meine Puste, wenn es zu unerwünschtem Verhalten kommt? Was wäre ein "Dealbreaker" für mich?
  • Bin ich bereit und habe ich die Möglichkeit, mir für die Eingewöhnung frei zu nehmen, toleriere ich Unsauberkeit?
  • Wer ist mein Notfallschirm? Was passiert mit dem Hund, wenn ich verreise, ins Krankenhaus muss oder zu einem Familienfest? 

die bewerbung

Brackenhündin mit ihren Welpen in dem Zwinger eines Tierheims.

Wenn alle Beteiligten das Abenteuer Hund gründlich durchdacht und besprochen haben, freuen wir uns über eine Bewerbung bei uns. Keine Sorge - verbleibende Zweifel und Fragen können auch mit unseren geschulten Vermittler:innen besprochen werden. Vielleicht braucht Ihr bei der endgültigen Entscheidung ja noch einen erfahrenen Rat? Das gleiche gilt auch für die Hundewahl: Solltet Ihr euch nicht sicher sein, welcher Hund am besten zu Euch passt, könnt ihr jederzeit eine Bewerbung ohne Hundenamen absenden.

Eure Bewerbung startet mit dem Ausfüllen unseres Formulars. Das Bewerbungsformular dient dazu, einen ersten Eindruck von euch zu erhalten und eure Kontaktdaten zu bekommen. Je mehr Informationen wir durch das Formular geliefert kriegen, desto zielgerichteter können die folgenden Vermittlungsgespräche sein. Daher laden wir euch herzlich dazu ein, euch für das Ausfüllen genug Zeit zu nehmen. Eure abgesendete Bewerbung wird dann in unserem internen System abgelegt und an eine unserer geschulten Vermittler:innen weitergeleitet. Unser Team besteht zu 100% aus ehrenamtlich Arbeitenden. Habt daher bitte Rücksicht darauf, dass es einige Tage dauern kann, bis es zur Kontaktaufnahme kommt. Solltet ihr nach einer Woche nichts von uns gehört haben, bitte meldet euch!

Erstkontakt und vermittlungsgespräche

Nachdem Ihr einen Bewerbungsbogen abgeschickt habt, wird Euch eine unserer Vermittlerinnen kontaktieren. Ihr verabredet einen Termin für ein ausführliches erstes Telefonat. Dieses steht unter dem Motto "Kennenlernen". Gemeinsam sprecht ihr über eure Vorstellungen, euren Alltag, eure Wünsche und Bedenken und findet heraus, ob der von euch gewählte Hund zu euch passt. Solltet ihr euch im Voraus nicht für einen Hund entschieden haben, macht die Vermittlerin euch Vorschläge. Außerdem erklären wir euch auch nochmal Schritt für Schritt was in der nächsten Zeit auf euch zukommen wird. Eure Vermittlerin wird euch über den gesamten Zeitraum der Adoption begleiten. Sie kümmert sich um die organisatorischen Abläufe, eure Fragen und gibt euch Hilfestellungen für die Eingewöhnung. Auch nach der Vermittlung steht eure Ansprechpartnerin euch zur Seite. Bei Fragen und Problemen könnt ihr sie kontaktieren! In den telefonischen Gesprächen ist uns Offenheit und Ehrlichkeit sehr wichtig. Nur so können wir dafür sorgen, dass es zu einem guten Match kommt!

vorkontrolle

Bei der Adoption eines Hundes ist eine Vorkontrolle verpflichtend. Das bedeutet, dass ein Mitglied unseres Teams oder ein:e Helfer:in aus unserem Netzwerk sich mit euch zu einem Besuch bei euch Zuhause verabredet. Es geht erstens darum, einen Blick auf das zukünftige Zuhause des Hundes zu werfen aber auch, wichtige Themen nochmal persönlich zu besprechen. Dazu gehört z.B. Sicherheit, Gesundheit, Fütterung, Eingewöhnung uvm. Außerdem gewährleisten wir so das Vier-Augen-Prinzip bei jeder Vermittlung. Ihr habt auch nochmal Gelegenheit weitere Fragen zu stellen und vor Ort Tipps zu erhalten. Eure Vermittlerin erhält dann ein Feedback von der:dem Vorkontrolleur:in. 

Schutzvertrag und schutzgebühr

Sollten das Feedback und die Auswertung der Vorkontrolle positiv ausfallen, bieten wir euch die Adoption des gewünschten Hundes an. Diese wird in einem sogenannten Schutzvertrag festgehalten. In diesem Vertrag wird vereinbart, dass ihr den Hund übernehmt, artgerecht haltet und für ihn sorgt. Eine wichtige Regel ist: Unsere Hunde dürfen niemals eigenmächtig an Dritte weitergegeben werden. Sollte eine Abgabe/Weitervermittlung für euch unvermeidbar sein, muss unser Verein informiert und in die weiteren Entscheidungen einbezogen werden. Im Schutzvertrag findet ihr auch die Grunddaten über euren Hund. Dazu gehört zum Beispiel die Chipnummer und das Ergebnis des sogenannten 4D-Tests auf Mittelmeerkrankheiten (siehe dazu diese Informationen). Auch findet ihr dort das geschätzte Alter eures Hundes. Warum dies manchmal nicht mit der Angabe im EU-Heimtierausweis übereinstimmt erfahrt ihr weiter unten im Text.

Die Schutzgebühr dient dazu, dem Hund einen notwendigen Gegenwert zu verleihen und ihn dadurch vor leichtfertig getroffenen Entscheidungen zu schützen. Außerdem decken wir damit die entstandenen Grundkosten. Dazu gehören die Kosten für:

  • Chip und EU-Heimtierausweis
  • Impfungen
  • 4D-Test auf sog. Mittelmeerkrankheiten
  • Kastration
  • Transport bis zum Übergabeort in Deutschland

Unsere Schutzgebühr beträgt 440 Euro.

transport und ankunft

Mit Zahlung der Schutzgebühr und Rücksendung des unterschriebenen Vertrags gilt der Hund nun für euch als reserviert. Er wird dann für den nächstmöglichen Transport eingeplant. Unsere Transporte erfolgen in den meisten Fällen mit einem professionellen und zertifizierten Unternehmen, mit welchem wir bereits auf eine jahrelange, erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken können. Der fachgerecht ausgebaute Bus ist klimatisiert und verfügt über sichere Boxen. In regelmäßigen Pausen erhalten die Hunde frisches Wasser, ggf. werden Boxen gereinigt. Da die oberste Priorität für die Reise Sicherheit ist, werden die Hunde unterwegs nicht ausgeführt! In seltenen Fällen reisen Hunde per Flugzeug aus. Dies verkürzt die Reisezeit enorm und bedeutet keine zusätzlichen Kosten für euch, ist allerdings nur dann möglich, wenn uns eine Flugpatenschaft angeboten wird, was verhältnismäßig selten vorkommt.

Die Hundetransporte fahren immer freitags los und kommen samstags in Deutschland an. Eure Vermittlerin teilt euch rechtzeitig das Transportdatum mit und etwas eine Woche vorher werdet ihr in eine WhatsApp-Gruppe eingefügt, über die die Transportkoordinatorin alle wichtigen Informationen mit euch teilt. Ihr erfahrt dann wo genau ihr euren Hund abholen könnt und was ihr unbedingt dabeihaben müsst. Wir können keinen "Bringservice" anbieten. Das bedeutet, dass ihr in der Lage sein müsst, euren Hund per PKW an einem Treffpunkt abholen zu können, der je nach Wohnort auch einige Hundert Kilometer entfernt sein kann. Sollte dies für euch problematisch sein, sprecht unbedingt rechtzeitig mit eurer Vermittlerin darüber.

Da uns die Sicherheit unserer Hunde sehr am Herzen liegt, erhaltet ihr bei der Ankunft euren Hund immer in einem Sicherheitsgeschirr, welches ihr gegen Pfand von uns leiht. In den nächsten acht Wochen seid ihr vertraglich dazu verpflichtet, dieses Geschirr zu benutzen.

Nach der ankunft

Nach der Ankunft geht es natürlich erstmal um euer Kennenlernen mit dem Hund und eine gelungene und entspannte Eingewöhnung. Dabei steht euch eure Vermittlerin stets zur Seite! Uns ist ein enger Kontakt in dieser Phase auch deshalb wichtig, da wir unsere bulgarischen Pflegestellen und Tierheimfreiwilligen über die Ankunft und Eingewöhnung ihrer Tiere auf dem Laufenden halten möchten. Sie und wir fiebern mit jeder Adoption mit! 

Und auch über die Adoption und Ankunft hinaus steht euch bei uns immer eine Tür offen. Wir sind sehr an einem weiteren Kontakt interessiert und freuen uns, wenn wir gelegentlich ein kleines Update von euch hören - nicht nur, wenn es Probleme gibt. Auch laden wir euch herzlich ein, unserer Facebook-Gruppe für Adoptant:innen beizutreten. Sie hat sich als Forum zum Austausch von Tipps etabliert, aber auch zum Vernetzen (z.B. innerhalb kleiner Streunertreffen) oder einfach zum Teilen von süßen Bildern, die unser Team und viele in der Adoptant:innen-Community freuen! Als Pflichttermin steht allerdings nur noch eine Nachkontrolle an, die im Optimalfall etwa ein Jahr nach der Adoption stattfindet - selbstverständlich nach telefonischer Terminvereinbarung.

Thema: alter des hundes

Eine letzte Sache liegt uns noch sehr am Herzen!

Manchmal passiert es, dass das angegebene Alter des Hundes auf der Website von den späteren Angaben im Pass abweicht.


Die Diskrepanzen zwischen dem Alter, das unsere Freiwilligen vor Ort aufgrund ihrer Erfahrung mit Hunden und dem Verhalten des konkreten Hundes abschätzen und dem was in der öffentlichen Datenbank aller Straßenhunde Sofias vermerkt ist, entsteht folgendermaßen: Wird ein Hund zur Kastration von den öffentlichen Behörden eingefangen, kommt er zunächst ins Kastrationszentrum. Dort gibt der Hundefänger (ganz normale, eher einfache Männer, ohne große Erfahrung) einfach ein Datum an, ohne sich den Hund genauer anzuschauen und einzuschätzen. Dieses Datum wird in einem automatisiertem Verfahren einfach in die Datenbank eingetragen und von da an gilt dieses ausgedachte Datum als Geburtsdatum des Hundes.

Laut der öffentlichen bulgarischen Behörden sollte dieser Hund angeblich schon 20 Jahre alt sein... eigentlich eine absurde Angabe.
Laut der öffentlichen bulgarischen Behörden sollte dieser Hund angeblich schon 20 Jahre alt sein... eigentlich eine absurde Angabe.

Wenn die Pässe später ausgestellt werden, damit die Hunde nach Deutschland einreisen können, muss das Datum der Datenbank in dem Pass stehen, sonst bekommt der Hund kein Ausreisezertifikat vom Veterinäramt.

 

Es kam bereits vor, dass ein Hund, der noch Milchzähne hatte, in dieser Datenbank mit 3 Jahren ausgewiesen war oder ein Hund der wirklich schon Altersgebrechen hatte, mit 4 Jahren bezeichnet wurde. Außerdem gab es schon Hunde, deren Alter in der Datenbank mit 20 Jahre beziffert wurde. Absurd! Deshalb schätzen die Freiwilligen vor Ort die Hunde immer selber ein!

Nach wie vor ist es einfach nicht möglich, ein genaues Alter für Straßenhunde festzulegen. Wer einen erwachsenen Hund adoptiert, sollte also keine festen Altersvorgaben im Kopf haben, sondern eher welches Verhalten und welches Energielevel er sich von seinem neuen Hund wünscht.
Ab dem Zahnwechsel, der bei Hunden zwischen einem halben Jahr und Jahr erfolgt, ist dann quasi keine konkrete Altersangabe möglich und sie beruhen immer auf Schätzungen. Ein Blick ins Maul genügt eben nicht, da auch schon junge Straßenhunde durch das schlechte Futter oft gammelige Zähne haben, obwohl sie womöglich erst 2-3 Jahre alt sind.