Artie

Was würdet ihr tun, wenn plötzlich ein kleines, weißes Wollknäuel über die Straße rennt?

Unsere Pflegestelle – obwohl ihr Zuhause bereits voller Tiere ist – konnte nicht einfach vorbeifahren und hielt an. Und so begann die Geschichte von Artie.

Artie ist noch nicht einmal ein Jahr alt, und doch musste er schon ganz allein zwischen bulgarischen Dörfern um sein Leben rennen. Zuerst flitzte die kleine weiße Fellkugel in die entgegengesetzte Richtung, aber die sanften Worte unserer Freiwilligen ließen ihn innehalten – und dann lief er direkt zu ihr. Er legte sich auf den Rücken zu ihren Füßen, als wollte er sagen: „Bitte lass mich nicht allein.“ Natürlich konnte sie ihn nicht zurücklassen.

Artie ließ sich problemlos hochheben, ins Auto setzen und fuhr von dort mit in sein neues, wenn auch nur vorübergehendes Zuhause – ein Dorfhaus mit großem Hof. Dort bekam er endlich ein sicheres Plätzchen, Futter und Fürsorge. Beim Tierarzt wurde er gründlich untersucht: Blutbild, Biochemie und PCR-Test. Nach einem Bad und einer Entwurmung (er war übersät mit Flöhen) zeigte sich: Insgesamt ist er in einem guten Zustand, nur mit leichter Anämie durch die Parasiten. Leider wurde Anaplasmose festgestellt – aber die Behandlung hat bereits begonnen, und wir sind zuversichtlich, dass er bald ganz gesund sein wird.

Artie ist ein unglaublich freundliches und neugieriges Hundekind. Autofahren meistert er schon wie ein Profi: ruhig auf der Rückbank liegend, nur ab und zu steht er auf, um dem Fahrer – seinem Retter – einen Kuss zu geben. Im Hofgehege weint er anfangs ein wenig, findet dann aber schnell ein ruhiges Plätzchen. Mit den anderen Hunden der Pflegestelle konnte er sich bisher nur durch den Zaun sehen, doch er zeigt großes Interesse daran, sie kennenzulernen und mit ihnen zu spielen.

Auch an der Leine läuft Artie schon erstaunlich gut. Er zieht ein wenig, was für einen Hund ohne jede Erfahrung völlig normal ist und leicht trainiert werden kann. Für Leckerlis setzt er sich sofort brav hin. Streicheleinheiten liebt er besonders hinter den Ohren, am Bäuchlein und am Po. Für sein junges Alter ist er erstaunlich gelassen – mit Aufmerksamkeit und Training hat er das Potenzial, ein wunderbarer Lebensbegleiter zu werden.

In Bulgarien fehlt ihm jedoch die Chance auf ein wirkliches Familienleben. Zwar wird er regelmäßig von seiner Pflegestelle besucht, doch die meiste Zeit verbringt er allein im Hof – die älteren Menschen im Haus sehen ihn nur als „Hofhund“.

Deshalb suchen wir für Artie ein liebevolles Zuhause – Menschen, die ihn als Familienmitglied aufnehmen und nicht als „Hund für draußen“. Artie ist bereit, sein Herz zu verschenken.